Evangelische Kirche in Offenbach

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    Kirchenverbandsvorsitzender Michael Brück im Gespräch

    "Wir haben den größtmöglichen Spielraum verhandelt"

    Dekanat Offenbach

    Michael Brück, Vorsitzender des Kirchengemeindeverbands spricht über seine ehrenamtliche Tätigkeit in der Friedenskirche und über die Verhandlungen zum neuen Stadtdekanat Frankfurt und Offenbach.

    Herr Brück, Sie sind seit 46 Jahren Mitglied des Kirchenvorstandes der Friedenskirche – wissen Sie noch, weshalb Sie sich damals haben wählen lassen?

    Ich war ja geprägt durch die Arbeit in der Friedenskirche, aber auch durch Pfarrer Kratz von der Schlosskirchengemeinde – meinen Religionslehrer am Leibnizgymnasium. Der war sehr friedenspolitisch bewegt, da gab es viele spannende Diskussionen mit ihm. Pfarrer Lehmann von der Friedenskirche fragte mich 1972, ob ich mich nicht in der Gemeinde einbringen wollte. Ich war dann mit 24 Jahren der jüngste Kirchenvorsteher.

     

    Heißt das, Sie mussten sich besonders durchsetzen können, da es Vorurteile des Alters wegen gab?

    Nein, gar nicht. Ich hatte ja mein Jura-Examen in der Tasche und studierte dazu noch Theologie. Ich hatte auch bei Predigten den Pfarrer oft vertreten, daher war ich in der Gemeinde bekannt. So wurde ich auch mit 24 im Kirchenvorstand akzeptiert.

     

    Jura und Theologie, das ist eine interessante Mischung…

    Auch dafür ist Pfarrer Kratz quasi verantwortlich. Nach dem Abitur überlegte ich, was ich studieren wollte. Ich dachte an Mathe oder Physik – irgendetwas, bei dem keine Vokabeln zu lernen waren. Pfarrer Kratz meinte: ‚Warum nicht Theologie?‘ So kam es dann auch.

     

    Da sind aber auch Vokabeln zu lernen: etwa im hebräischen…

    Ja, und Pfarrer Kratz hat mit mir vor Beginn des Semesters hebräisch geübt. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Aber als ich in Heidelberg mit dem Studium anfing, gab es gerade einmal drei Kurse für mich. Also habe ich mich umgeschaut, was noch angeboten wurde. Ich habe mir mittelalterliche Wappenkunde oder Geschichte angehört – und bin bei Jura hängengeblieben.

     

    Das sie dann im Zweitstudium studiert haben.

    Richtig. Das war damals noch ungewöhnlich und musste von den Dekanen beider Fachbereiche genehmigt werden. Übrigens konnte ich nur studieren, da ich ein Stipendium von der Landeskirche erhielt, Bafög gab es noch nicht.

     

    Mit Jura und Theologie im Gepäck waren sie in der Friedenskirche gefragt, oder?

    Und beim Kirchengemeindeverband. Ich kam 1972 auch in die Dekanatssynode, aber ganz glücklich war ich da nicht. Es gab viele Pfarrer, die sich eher gegenseitig bekämpften, das gefiel mir nicht. Aber etwa meinen ersten Beweissicherungsantrag als Anwalt bekam ich durch die Kirche: Damals fielen in der Markuskirche Steine von der Decke, das musste aufgearbeitet werden.

     

    Zurück zu Ihrer Arbeit in der Friedensgemeinde: Was gab es denn da für große Umwälzungen in den vergangenen 46 Jahren?

    Die größte war sicherlich die Aufgabe unseres Jugendheims in Rod am Berg.

     

    Die Gemeinde unterhielt ein eigenes Jugendheim?

    Ja, das Grundstück wurde der Gemeinde geschenkt und aus einer Erbschaft konnte der Bau des Heims finanziert werden. Das war für viele Jahre ein beliebter Treffpunkt für Jugendfreizeiten. Aber dann hätte es saniert werden müssen, die Ansprüche der Jugendlichen hatten sich geändert und wir fanden keine Herbergseltern mehr. Kurz, es war für die Gemeinde nicht mehr tragfähig. Als dann 2012 der Hochtaunuskreis ein Objekt suchte, um Flüchtlinge unterbringen zu können, haben wir es veräußert.

     

    Seit 2014 sind Sie Vorsitzender des Kirchengemeindeverbandes – wie kamen Sie dazu?

    Ich wurde als Nachfolger von Volker Emig in den Verband gewählt, da war schon klar, dass Verband und Dekanat nicht mehr für sich bestehen können: Die Geldmittel für den Verband wurden reduziert, da ging es um die Frage der Auflösung. Wir lebten von den gebildeten Rücklagen, aber das war kein Dauerzustand. Daher war ich der Meinung, dass sich der Verband rechtzeitig auflösen sollte, um den Weg frei zu machen für eine Aufnahme der Gemeinden im Frankfurter Verband.

     

    Nun wird das ja zum 1. Januar Realität, es wird das gemeinsame Stadtdekanat Frankfurt und Offenbach geben.

    Als Anwalt habe ich meinen Mandanten immer rechtzeitig zu einer Fusion geraten, so habe ich es auch als Verbandsvorsitzender getan. Wobei es in der Kirche keine Fusion gibt, das musste anders konstruiert werden.

     

    Und wie sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden?

    Ich bin sehr zufrieden. Ich habe ja die Strukturen in Offenbach und Frankfurt kennengelernt und denke, dass es für die Offenbacher Gemeinden nun leichter ist, so zu sein, wie sie sein möchten. In Frankfurt wird vieles ganz unterschiedlich gemacht, einige Gemeinden sind etwa selbst als Grundstückseigner eingetragen oder es gibt die Wahlmöglichkeit, wer Anstellungsträger ist. Ich denke, wir haben da für die Gemeinden den größtmöglichen Spielraum herausverhandelt.

     

    Sie selbst werden aber nicht mehr dem Verband angehören?

    Richtig, das war eine ganz bewusste Entscheidung: Ich habe das Projekt des Zusammengehens ans Zielgeführt, nun müssen andere es weiterführen.

     

    Wird Ihnen die Arbeit im Verband nicht fehlen?

    Ich bleibe ja weiter Mitglied des Kirchenvorstandes der Friedensgemeinde, der ich seit 1958 angehöre. Außerdem habe ich dann mehr Zeit für meine Kinder und Enkel. Langeweile wird nicht aufkommen.

     

    Interview: Frank Sommer

     

     

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