Appell zur Eröffnung der Interkulturellen Woche
Schüler von Abschiebung bedroht
Dekanat OffenbachDekanin Eva Reiß (l.) und Kirchenpräsident Dr. Volker Jung (r.) sprechen zur Eröffnung der Interkulturellen Wochen mit Schülern der Theodor-Heuss-Schule, die von Abschiebung bedroht sind.19.09.2017 frs Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Dekanat OffenbachEin Schlauchboot steht mitten in einem Klassenraum der Theodor-Heuss-Schule, Berufsschule der Stadt Offenbach. Ringsum Tafeln mit Bildern: Zu sehen sind Menschen auf der Flucht oder private Fotos vom Leben vor und nach der Flucht. Der Raum ist eine der Themenstationen „Flucht“ und „Kulturen“ anlässlich der Eröffnung der 20. Interkulturellen Wochen in Offenbach.
Das Schlauchboot ist rasch gefüllt, neben Kirchenpräsident Dr. Volker Jung, Dekanin Eva Reiß und Schulseelsorgerin Carolin Simon-Winter nehmen darin acht Schüler Platz. Die jungen Männer sind vor zwei Jahren aus Afghanistan geflohen und leben nun in Offenbach. Doch ihre Zukunft in Deutschland ist ungewiss, alle haben jüngst einen Abschiebungsbescheid erhalten. Schon bei der Eröffnungsfeier hatten ihre Mitschüler im Rahmen eines Theaterprojekts gegen die Abschiebung protestiert. „Schickt sie nicht zurück in den Krieg“, appellierten die Mitschüler.
„Wo Sie jetzt sitzen, saß auf der Flucht meine Mutter“, sagt Hassib und weist auf den Platz des Kirchenpräsidenten im Boot. Mit einem Boot wie diesem ist der junge Mann über das Mittelmeer von der Türkei nach Griechenland geflohen. Jung und Reiß hören aufmerksam zu, als die Schüler ihnen ihre Geschichte erzählen. „So dicht gedrängt wie jetzt war das Boot auch bei ihrer Flucht?“, fragt Reiß. „Es war sogar noch voller“, sagt einer der Schüler. Kirchenpräsident Jung möchte wissen, wie die Anhörung der Schüler verlief. „Gab es Dolmetscher, damit Sie auch richtig verstanden wurden?“, fragt er. Ein Schüler zeigt seinen Abschiebebescheid, Reiß und Jung schauen sich das Dokument an. Gegen die Abschiebungen seien Klagen eingereicht worden, berichtet die Schulseelsorgerin.
„Als Kirche fordern wir faire Verfahren“, sagt Jung, „es ist erschütternd zu sehen, wie ihre Anträge offenbar pauschal abgelehnt werden.“ Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) müsse Anträge sorgfältiger prüfen, sagte er. „Und in jedem Fall muss gelten: Kein Mensch darf in Krieg und Gewalt zurückgeschickt werden.“
Jung und Reiß zeigten sich beeindruckt von der Demonstration der Schüler: Im Rahmen eines Theaterprojekts hatten die Schüler der Theodor-Heuss-Schule auf ihre unterschiedliche Herkunft aufmerksam gemacht und gefordert, dass ihre Mitschüler nicht nach Afghanistan abgeschoben werden sollten.
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