Evangelische Kirche in Offenbach

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    Interview mit Jan Schäfer und Manfred Holtze

    „Religionsunterricht ist wichtig für unsere Gesellschaft“

    Dekanat OffenbachSchulamtsdirektor Jan Schäfer und sein Vorgänger im Amt Manfred Holtze

    Hat der konfessionelle Religionsunterricht in der multikulturellen Gesellschaft noch eine Zukunft? Mehr denn je, sagt der kirchliche Schulamtsdirektor Pfarrer Manfred Holtze, der nach 25 Jahren im Amt Ende September in den Ruhestand geht.

    Ähnlich sieht es auch sein Nachfolger, der 50-jährige Pfarrer Jan Schäfer. Für ihn kann es durch den Religionsunterricht  gelingen, eine eigene Haltung zu den existentiellen Fragen des Lebens zu formulieren. Und diese im Dialog mit anderen jungen Menschen zu hinterfragen und weiter zu entwickeln. Beide sprechen sich in einem gemeinsamen Interview für ein gegenseitiges Kennenlernen der Religionen in den Schulen aus.

    Warum wird im Religionsunterricht immer noch nach evangelischer und katholischer Konfession unterschieden?

    Manfred Holtze: Das ist durch das Grundgesetz und die Verfassung des Landes Hessen so vorgegeben. Dieses gilt übrigens auch für den islamischen Religionsunterricht, der in Hessen nach und nach eingerichtet wird. Der bekenntnisorientierte Religionsunterricht fördert die Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben und schließt den Dialog mit anderen Konfessionen und Religionen ausdrücklich ein. Das zeigt sich auch dort, wo konfessionell gemischte Lerngruppen gebildet werden, was zunehmend der Fall ist.

    Interessieren sich Schülerinnen und Schüler überhaupt für religiöse Themen?

    Jan Schäfer: Ich habe in den letzten sieben Jahren an einer Frankfurter Berufsschule unterrichtet und erlebe die Schülerinnen und Schüler dort sehr interessiert. Im Religionsunterricht geht es darum, mit den jungen Leuten ins Gespräch zu kommen. Wie soll ich leben? Wie kann das Zusammenleben mit anderen gelingen? Was wird sein nach dem Tod? Das sind Fragen, die Kinder und Jugendliche spannend finden. Natürlich interessiert die jungen Leute auch, was ich als Pfarrer selber glaube und wofür ich stehe.

    Was wissen Kinder heute noch über ihren Glauben?

    Manfred Holtze: Lacht. Da fällt mir die Äußerung eines Schülers ein, der glaubte, Ostern sei das Fest des Hasen. Vielen Kindern fällt es schwer, den christlichen Festen eine Bedeutung zuzuordnen. Daran merkt man, wie sehr die religiösen Grundkenntnisse immer mehr abhandenkommen. In vielen Familien wird heute nicht mehr über den Glauben gesprochen. Umso größere Bedeutung kommt dadurch dem Religionsunterricht zu. Auch wenn er weit mehr im Sinn hat, als die reine Wissens- oder Wertevermittlung.

    Wie hat sich der Religionsunterricht in den letzten Jahren verändert?

    Jan Schäfer: Die neuen Lehrpläne für Religion sind stärker an der Lebenswirklichkeit der Schüler orientiert. In den letzten Jahren gewinnt die Schulseelsorge zunehmend an Bedeutung. Immer mehr Schulen nehmen dieses Angebot der Kirchen gerne an, weil sie merken, dass es für das Schulleben viel Gutes bewirken kann. Die Schule ist ein Ort, an dem die jungen Leute viel Zeit verbringen. Dort als Kirche präsent zu sein wird zunehmend wichtiger. 

    Wird es in Zukunft noch mehr interreligiöse Kooperationen im Religionsunterricht geben?

    Manfred Holtze:  Das kommt darauf an, ob es an den Schulen Lehrerinnen und Lehrer gibt, denen die interreligiöse Begegnung am Herzen liegt. An der Offenbacher Theodor-Heuss-Schule gibt es ein Projekt, das seit Jahren sehr gut läuft. Dort arbeiten eine evangelische Pfarrerin, ein katholischer Religionslehrer, eine Ethiklehrerin und eine muslimische Theologin eng zusammen. Thema dieses Projektes ist „Verschiedenheit achten – Gemeinschaft stärken“. Ob weitere Schritte in diese Richtung gegangen werden können, hängt nicht zuletzt davon ab, wie sich der Islamunterricht weiter entwickeln wird und wie offen alle Beteiligten für den Dialog sind.

    Jan Schäfer: In der Frankfurter Schule, in der ich bisher unterrichtet habe, gibt es als besonderen Raum eine Schatzkammer der Religionen. Dieser Raum wird gut genutzt und alle verhalten sich dort respektvoll. Ich halte solche interreligiösen Begegnungen für enorm wichtig, denn sie schaffen Verständnis füreinander und schützen vor Fundamentalismus - besonders in unserer multikulturellen Lebenswelt hier im Rhein-Main-Gebiet.

    Das Kirchliche Schulamt in Offenbach ist zuständig für die Städte Frankfurt und Offenbach sowie die Landkreise Offenbach und Groß-Gerau. Es ist eins von fünf kirchlichen Schulämtern der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Es betreut 1511 Religionslehrerinnen und -lehrer sowie 112 Pfarrerinnen und Pfarrer an insgesamt 382 Schulen. Ab Dezember wird es seinen Sitz im Haus der Evangelischen Kirche in der Offenbacher Ludo-Mayer-Straße 1 haben. 

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